"Ich kann dich vielleicht nicht gut hören, aber sehr gut verstehen!"

Viele können den folgenden Satz "Ich kann dich zwar nicht verstehen aber sehr wohl hören!" vielleicht nicht ganz nach vollziehen. Es so, dass ich oft nachfragen muss und dadurch öfter schon in für mich unangenehme Situationen gekommen bin. Manchmal kamen liebgemeinte Reaktionen wie "Ach, war nicht so wichtig!", "Ich erzähle es dir später!" oder "Sei froh, dass du das nicht gehört hast!". Aber all diese Reaktionen lassen mich wieder und immer wieder spüren, außen vor zu sein oder etwas zu verpassen. Ich möchte selbst entscheiden welche Informationen für mich wichtig oder unwichtig sind! Es macht mich traurig, mehr als ich eigentlich zugeben mag. Dann passiert es beim Einkaufen, dass es über mich kommt: Ich weine. Weil ich nichts verstehe! Sätze wie die obigen sind in dieser Situation leider nicht hilfreich, auch wenn sie lieb gemeint sein mögen. Es gibt aber auch Situationen, die mich wirklich zu tiefst kränken. Sätze wie: "Kannst schon laut reden, die hört dich eh nicht!" Vielleicht kann ich es nicht hören, aber ich spüre es deutlich! Jedes Wort! Ich glaube jede gehörlose Person und jeder Mensch mit Hörbehinderung kennt diesich-kann-dich-nicht-gut-hören-aber-sehr-gut-verstehene Situationen. Ich will euch sagen: Ihr seid nicht allein! Dieser Text mag vielleicht etwas sentimental sein, aber es ist keineswegs ein Text der Traurigkeit. Ich habe gelernt mit meiner Behinderung zu leben und sie als Teil von mir zu akzeptieren. Ich habe alles was ich möchte nicht trotz sondern mit meiner Behinderung geschafft. Ich bin nicht behindert! Ich habe eine Behinderung, an manchen Tagen mehr - an manchen Tagen merke ich es weniger. Aber jeden Tag bin ich eines: Ich bin Mensch!

Bildnachweis Beitragsbild: Fotografin Johanna Lohr